Absprung
Der Absprung ist das eigentliche Schlüsselelement des Skisprunges. Was hier versäumt oder falsch gemacht wird, ist
nicht mehr reparabel und wirkt sich entsprechend auf die Sprungleistung aus. Dank neuer Kriterien (Skilänge, Bindungsmontage, Sprungkombi) wurde die Bedeutung
eines kraftvollen Absprunges wieder aufgewertet.
In den gezeigten Beispielen kommt die Variationsbreite unterschiedlicher Absprungtechniken zum Ausdruck.
Morgenstern und Janda
haben ein völlig unterschiedliches Winkelverhalten im Absprung/Übergang. Entprechend unterschiedlich ist auch die Absprunggeschwindigkeit,
der Höhengewinn im Absprung/Übergang und die mitgenommene Anfahrtsgeschwindigkeit. Das dieses unterschiedliche Verhalten durchaus ein
Kriterium für weite Sprünge sein kann, belegen beide Sportler (wahrscheinlich noch extremer würde der
Unterschied zwischen Janda und Höllwart ausfallen).
Das beweist einmal mehr, dass ein Technikleitbild nur eine Orientierung sein kann und kein Standard.
folgende Kriterien sind zu beachten:
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In der Absprungbewegung ist das "Stehenlassen des Oberkörpers und möglichst langes Beibehalten
des Anfahrtsunterschenkelwinkles (Orientierung kleiner als 50°)
mit gleichzeitigem Mitnehmen des Oberkörpers in die Richtung"
eine wichtige Voraussetzung zur Einnahme der optimalen Flugwinkel.
Man sagt auch:"...den Oberkörper in die Richtung laufen lassen..", ...und tatsächlich ist der Oberkörper in diesem Moment schneller als der Ski.
Dass dabei im Körperwinkelverhalten ein relativ großer Spielraum vorhanden ist, zeigen die Beispiele - Im Moment des Absprunges öffnen alle Winkel gleichzeitig, aber mit unterschiedlicher Winkelgröße, und damit unterschiedlicher Winkelgeschwindigkeit. Das betrifft den Fuß-, Knie- und Hüftwinkel. Die größte Winkelgeschwindigkeit hat dabei das Kniegelenk.
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Ein optimaler Absprung kann aus der Bewegung (Fahrt) nur mit einem Krafteinsatz senkrecht zur Unterstützungsfläche
erfolgen, denn nur damit kann eine maximale Absprunggeschwindigkeit erreicht werden. Das bedeutet:
Egal welche Schanzentischneigung, der Unterkörperwinkel, gemessen vom Fuß- zum Hüftgelenk, sollte sich an der Schanzentischkante an 90° zur Unterstützungsfläche orientieren.
Um dabei das für den Flug notwendige Drehmoment des Körpers zu erreichen, ist ein "Nachvornverlagern" des Körperschwerpunktes notwendig. Man muss sich das ungefähr so vorstellen wie beim Absprung zu einer Hechtrolle,...das Drehmoment ist beim Skisprung natürlich nicht so groß, sonst wird es ein Sturz. ;-)
In der Praxis werden je nach Oberkörperwinkelverhalten im Unterköper, also Achse Fuß- Hüftgelenk, Winkel zwischen 85° und 90° angestrebt.
Die Gestaltung der Absprungbewegung entscheidet über einen guten oder schlechten Sprung. Deshalb nimmt der Absprung die Schlüsselposition im Skisprung ein! Der Absprung wird beeinflusst von den inneren Bedingungen des Sportlers,... wie den athletischen Fähig- und Fertigkeiten, seinen Willensqualitäten und technischen Fertigkeiten. Aber auch die äußeren Bedingungen wie Schanzenprofil, Wetter-, und Gleitverhältnisse können die Qualität eines Absprunges erheblich beeinflussen...und zusätzlich auch auf die inneren Bedingungen des Sportlers einwirken. - Hier noch mal zwei Beispiele von der WM in Sapporo 2007. Leider sind die Fernsehaufnahmen nicht immer so, wie sie für
eine Winkelanalyse sein müssten.
Malisch
und
Kofler.
Morgenstern
und
Janda.
Aktuell zum Springen in Trondheim am 09.12.2007
Ein paar Bemerkungen zum Vergleich "Schmitt-Schlierenzauer". Hier wurde schlichtweg Ursache mit Wirkung verwechselt.
Schmitt muss nicht den Skianstellwinkel verändern, sondern seine Gestaltung des Absprunges,...
Der Skianstellwinkel verändert sich dann in der geforderten modernen Art zu Springen von ganz alleine, und zwar nicht
so, wie es dargestellt wurde, sondern in der Dynamik des Überganges bei entsprechend vorhandenem Drehmoment.
In der
Bildreihe des Vergleiches
von Kofler mit Späth wird das wohl noch mal so richtig deutlich. Wobei im Vergleich Malisch/Amman die Thematik
eigentlich schon dargestellt wurde.
Aktuell zur Vierschanzentournee in Bischhofsheim 2008
Der Vergleich Schmitt - Ahonen
von einer ZDF-Aufzeichnung hier mal als animierte Bildreihe wiedergegeben.
Nach der möglichen optischen Einschätzung hat Schmitt sogar im Absprung/Übergang geringfügig mehr Höhe als Ahonen.
Diese verliert er aber scheinbar durch einen Geschwindigkeitsverlust im Ab/Üb.
Im Diagramm der Flugkurve könnte das ungefähr so aussehen (Profil original von der Schattenbergschanze).
Das ist natürlich ein wenig spekulativ, aber eine mögliche Erklärung.
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